17
Sep

Liebe Leserin und Leser,

vor genau 30 Jahren schrieb ich zum ersten Mal über das Thema. Ich nannte meine Magisterarbeit damals „Die Wirtschaft des Menschentieres in der ökologischen Krise„. „Menschentier“ deshalb, weil der Mensch einerseits in der Lage ist immer komplexere Technologien etc. zu entwickeln, eben Mensch. Anderseits aber nicht in der Lage ist, die Folgen seiner Handlungen sich selbst in Rechnung zu stellen, eben Tier. Das kann man auch die biologische Falle nennen in der der Mensch sitzt.

Der aktuelle Wahlkampf in Deutschland im Jahre 2021 verdeutlicht das sehr gut. Viele meinen, es müsse mehr getan werden gegen die Folgen des Klimawandel. Andererseits bitte auch nichts übertreiben. Kultivierte Schizophrenie, die Evolutionsbiologen gut erklären können.

Der Wirtschaft hilft kein Klimaprogramm in „100 Tagen“ und kein Klimaministerium, wie es die Grünen vorschlagen. Ein Umweltministerium reicht. Sonst müssten wir auch noch ein Insektenministerium, ein Waldministerium, ein Müllministerium und vieles mehr gründen. Die Wirtschaft benötigt auch kein Programm in 100 Tagen. Die Wirtschaft braucht ambitionierte, aber langfristige Planbarkeit. Das erreicht man nur in dem man an dem Thema dauerhaft mit den besten Experten arbeitet.

Ein weiter so, wie es noch immer in weiten Teilen von Union, SPD und FDP vertreten wird, führt nur dazu das am Ende der Wirtschaft und der Gesellschaft noch weniger Zeit bleibt für notwendige Anpassungsprozesse.

Weder Panikmodus noch Schlafwagen Mentalität helfen uns weiter.

Das Problem ist die systeminterne Logik des gesellschaftlichen Subsystems „Politik“. Es differenziert sich nach dem Code „Wahl / Nichtwahl“ aus. Und das in sehr kurzer zeitlicher Abfolge. Ein Spitzenpolitiker verbringt einen Großteil im Wahlkampfmodus. Politik als Showkampf erklärt warum wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zu wenig Resonanz in der Politik erzeugen. Erzeugen sie Resonanz dann definitiv zu spät. Das erklärt, warum wesentlich weniger komplexe Probleme, wie die Sicherheit der Rente, bis heute nicht gelöst wurden.

Ich schrieb meine erste Arbeit zu dem Thema vor 30 Jahren. Seit dem ist nicht weniger sondern mehr CO2 emittiert worden. Wir müssen bis 2050 mit der CO2 Emission massiv runter. Das wir bis dahin Klimaneutralität erreichen ist aber unrealistisch. Sehr viel Geld werden wir deshalb zusätzlich in die Klimaanpassung investieren müssen. Und sehr viel Geld werden uns die Folgen des Klimawandel kosten. Eine Dreifachbelastung.

Gleich wie hart und lang der Weg sein wird zu den Zielen Klimaneutralität, Biodiversität und einer insgesamt emissionsarmen Wirtschafts- und Lebensweise. Auf den Weg dahin werden wir erkennen das unsere innere und die äußere Verwüstung ein und derselbe Spiegel sind. Und das ist die gute Nachricht, machen wir uns auf dem Weg, es kann nur besser werden.

Die Art und Weise wie wir in 2050 leben, konsumieren und arbeiten, wird wenig mit der Welt im Jahr 2021 zu tun haben. Acht Milliarden Menschen können nur überleben, wenn wir diesen Quantensprung schaffen und aus der biologischen Falle austreten. Wem das wenig realistisch erscheint mag daran erinnert werden, dass alleine die Existenz des Menschen evolutionsbiologisch betrachtet, auch wenig realistisch war. Wieder eine gute Nachricht.

Ihr
Klaus-Jürgen Braun

PS. Unter -> Downloads finden Sie meine Arbeit aus dem Jahre 1991. Garantiert ohne Plagiate.

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